Was sind Herzrhythmusstörungen (Arrhythmien)

Was sind Herzrhythmusstörungen (Arrhythmien)

Juni 6, 2014|0 Kommentare|Uncategorized|von Praxis Durak

Eine unregelmäßige Abfolge des normalen Herzschlags nennt man Herzrhythmusstörungen (Arrhythmien). Bei Betroffenen wird dies meist durch Herzstolpern oder Herzrasen aber auch als unwillkommene Pausen der Herzschlagfolge wahr genommen.

Was sind Herzrhythmusstörungen?
Unter Ruhebedingungen schlägt das gesunde Herz normalerweise etwa 60- bis 80-mal pro Minute. Das Herz erzeugt die elektrische Aktivität, die die Kontraktion des Herzmuskels und damit die Pulswelle auslöst, selbst. Hierfür ist der der sogenannte Sinusknoten als Taktgeber zuständig. Der Sinusknoten befindet sich im oberen Bereich des rechten Atriums (Herzvorhof). Über die Wände der Herzvorhöfe werden die elektrischen Impulse zum AV-Knoten (Atrio-Ventrikular-Knoten) geleitet und von dort aus weiter über spezifische Leitungsbahnen (His-Bündel, Faszikel in der rechten und linken Herzkammer und Purkinje-Fasern) in die Muskulatur des Herzens.

Der Puls (Herzfrequenz) beschleunigt sich, wenn man sich z. B. körperlich anstrengt oder aufregt, wohin gegen sich der Puls während des Schlafens verlangsamt. Das autonome Nervensystem ist für diese Veränderungen verantwortlich und beeinflusst den Sinusknoten.

Die unregelmäßige Abfolge des Herzschlages wird als Herzrhythmusstörungen (Arrhythmien) bezeichnet. Oft werden leichte oder gelegentliche Herzrhythmusstörungen nicht bemerkt. Ein unregelmäßiger Herztakt kann aber auch als „Herzstolpern“ oder Herzrasen empfunden werden. Hierbei kann es zu Schwindel, Ohnmacht, Bewusstlosigkeit, Krampfanfällen sowie zu Brustschmerzen und Brustenge kommen. Es kann in Einzelfällen sogar zum Schock führen.
Herzrhythmusstörungen lassen sich mithilfe der Elektrokardiografie (EKG) feststellen. Der Arzt kann im Elektrokardiogramm, anhand der Herzstromkurve, erkennen, ob das Herz aus dem sogenannten Sinusrhythmus (normaler Herzrhythmus), in einen arrhythmischen (unregelmäßigen), einen tachykarden (zu schnellen) oder einen bradykarden (zu langsamen) Rhythmus geraten ist.
Vorhofflimmern und Extrasystolen (Extraschläge des Herzens) zählen zu den am häufigsten auftretenden Herzrhythmusstörungen.
Je nach Ursache einer Herzrhythmusstörung stehen zahlreiche Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung, welche von Medikamenten (Antiarrhythmika) bis hin zu elektrotherapeutischen Verfahren reichen. Hierfür ist es wichtig die Ursache der Herzrhythmusstörungen zu finden und – wenn möglich – zu beheben.

Ursachen einer Herzrhythmusstörung
Bei gesunden Personen können Herzrhythmusstörungen als harmloses Phänomen auftreten, aber ebenso als krankhafte bis lebensbedrohliche Komplikation bei Krankheiten des Herzens und anderer Organe.

Herzrhythmusstörungen können als äußere Ursache folgende Beispiel haben:
– Aufregung, Nervosität und Angst
– Übermäßiger Konsum von Kaffee oder Cola (Koffein)
– Übermäßiger Alkoholkonsum
– Konsum von Drogen und Giften
– Nebenwirkung einiger Medikamente (zum Beispiel von Schilddrüsenhormonen oder Antidepressiva)
– Starker Blähbauch (Meteorismus)
– Fieberhafte Infektionen
– Reizung des sogenannten Karotissinus-Knotens (Rezeptor an der Hauptschlagader am Hals, der zum Beispiel durch
einen engen Schal oder Kragen, Kopfüberstreckung oder Schlag/Druck gereizt werden kann. Die Folge ist eine starke
Verlangsamung des Herzschlages bis hin zur Ohnmacht. Bei überempfindlichem Karotissinus spricht man vom
Karotissinus-Syndrom)

Organische Ursachen für Arrhythmien können unter anderem Beispiele sein:
– Koronare Herzkrankheit (KHK)
– Herzinfarkt
– Herzmuskelerkrankungen (Kardiomyopathien)
– Herzmuskelentzündung (Myokarditis)
– Herz- oder Herzklappenfehler
– Angeborene oder erworbene Störungen der Herzerregung (zum Beispiel Wolff-Parkinson-
White-Syndrom, WPW-Syndrom)
– Bluthochdruck (Hypertonie)
– Elektrolytstörungen (zum Beispiel Kaliummangel)
– Schilddrüsenüber- oder unterfunktion (Hyperthyreose,Hypothyreose)

Welche Formen von Herzrhythmusstörungen gibt es?
Da es viele Formen von Herzrhythmusstörungen gibt, werden zum einen Reizbildungsstörungen (gestörte Bildung der elektrischen Impulse) von den Erregungsleitungsstörungen (gestörte Weiterleitung der Herzerregung) unterschieden. Des Weiteren werden Herzrhythmusstörungen nach ihrem Entstehungsort (Herzvorhof oder Herzkammer) unterteilt.

Ebenso werden Herzrhythmusstörungen mit zu langsamem Herzschlag (Bradykardien und Bradyarrythmien, wie zum Beispiel bei Vorhofflimmern mit Herzfrequenzen unter 60 Schlägen pro Minute) von solchen mit zu schnellem Herzschlag (Tachykardien oder Tachyarrhythmie bei gleichzeitiger Unregelmäßigkeit des Herzrhythmus zum Beispiel in Folge von Vorhofflimmern mit einer Herzfrequenz über 100 Schlägen pro Minute) unterschieden. Als Extrasystolen bezeichnet man Herzschläge, die außerhalb des normalen Herzrhythmus auftreten.

Folgende Beispiele sind Beispiele der unterschiedlichen Herzrhythmusstörungen:
Vorhofflimmern, Vorhofflattern: Hier sorgen schnelle, unregelmäßige Impulse im Herzvorhof für einen unregelmäßigen Pulsschlag. Der Vorhof kann sich als Folge nicht mehr gleichmäßig zusammenziehen. Dies beeinträchtigt den Bluttransport in die Herzkammern, die Pumpleistung des Herzens sinkt. „Steht“ der Blutstrom in manchen Winkeln sogar so stark, können sich Gerinnsel bilden. Wandern diese Gerinnsel über die Schlagader weiter ins Gehirn, kann es sogar zu einem Schlaganfall kommen.

Extrasystolen: Extrasystolen sind nicht immer krankhaft, diese können entweder vom Vorhof (supraventrikuläre Extrasystolen) oder von der Kammer ausgehen (ventrikuläre Extrasystolen). In geringer Anzahl treten sie bei fast jedem Menschen auf. Eine Behandlung ist nur dann nötig, wenn die Extrasystolen ein bestimmtes Maß überschreiten und der Patient über Beschwerden klagt.

Supraventrikuläre Tachykardie: Herzrasen aufgrund von Impulsen im Herzvorhof

Ventrikuläre Tachykardie: Herzrasen ausgehend von zusätzlichen Impulsen in der Herzkammer. Diese ein ernstes Symptom – sie können in ein Kammerflattern beziehungsweise Kammerflimmern übergehen, welches lebensbedrohlich ist.

Kammerflimmern, Kammerflattern: Die vom Herz ausgehenden elektrische Impulse sind unkoordinierte, schnelle Kontraktionen in der Kammer (beim Kammerflimmern über 320 Schläge pro Minute). Das Gefährliche dabei ist, dass die Pumpleistung des Herzens rapide sinkt. Damit liegt quasi ein funktioneller Herzstillstand vor und ein Kammerflimmer endet ohne schnelle Behandlung nach wenigen Minuten tödlich.

AV-Block: Hierbei ist die Weiterleitung der Erregung zischen Herzkammer und Herzvorhof verzögert oder blockiert. Es wird in verschiedene Schweregrade eingeteilt (I., II. und III. Grades) und führ zu einem verlangsamten Herzschlag. Es kann zu einem Herzstillstand kommen, wenn die Weiterleitung komplett blockiert ist. In diesem Fall wird dann meist ein Herzschrittmacher notwendig.

SA-Block: Zwischen Sinusknoten und Vorhof (Atrium) ist die Erregungsweiterleitung verzögerte oder blockierte .

WPW-Syndrom:< Es gibt hierbei zwischen Herzvorhof und Herzkammer eine angeborene, zusätzliche Erregungsleitung, die zu Tachykardien (Herzrasen) führen kann. Sick-Sinus-Syndrom: Verlangsamter Herzschlag, manchmal auch ein Wechsel von Tachykardie und Bradykardie durch eine Störung der Funktion des Sinusknotens

Symptome einer Herzrhythmusstörungen (Arrhythmien)
Betroffene bemerken oft gar nichts von dem unregelmäßigen Herzschlag, wenn Herzrhythmusstörungen nur gelegentlich oder in geringem Ausmaß auftreten. Es kann jedoch auch zu starken Beschwerden und zum Teil zu gefährlichen Komplikationen kommen, je nach Art und Ausmaß der Arrhythmien.

Mögliche Symptome können bei Herzrhythmusstörungen unter anderem sein:
• Herzstolpern (Palpitationen)
• Herzrasen (bei schnellem Herzschlag, Tachykardie)
• Schwindel, Benommenheit, Verwirrtheit
• Ohnmachtsanfälle, kurzzeitiger Bewusstseinsverlust (Synkopen), Krampfanfälle
• Herzschmerzen und Herzenge (Angina pectoris)

Gefürchtete dennoch seltene Komplikationen bei Herzrhythmusstörungen können sein:
• Embolien (Gefäßverschlüsse durch weiter geschwemmte Blutgerinnsel)
• Schlaganfall (Hirninfarkt, Apoplex)
• Herzinfarkt (Myokardinfarkt)
• Zunehmende Herzschwäche (Herzinsuffizienz)
• Plötzlicher Herztod

Diagnose einer Herzrhythmusstörung (Arrhythmie)
Ein Arzt sollte unbedingt dann aufgesucht werden, wenn der Betroffene merkt, dass sein Herz „stolpert“, rast oder er unter wiederholten und unerklärlichen Schwindelanfällen leidet, um die Ursache abklären lassen.
Bei der Untersuchung durch den Arzt wird dieser sich zunächst nach den Symptomen sowie nach Vorerkrankungen erkundigen. Darauf folgt eine körperliche Untersuchung. Beim Abhören des Herzens mit dem Stethoskop ist der unregelmäßige Herzschlag oft bereits wahrnehmbar; es sei denn, die Arrhythmien treten nur unter bestimmten Bedingungen auf. Zusätzlich werden Puls und Blutdruck gemessen.

Die wichtigste Untersuchung zur Diagnose von Herzrhythmusstörungen ist die Elektrokardiografie (EKG), wobei elektrische Ströme im Herzen gemessen werden. Der Arzt kann dann Rückschlüsse auf die Art der Rhythmusstörung ziehen, in dem er die als Kurve dargestellte Herzaktivität beurteilt.

Das EKG wird als erstes unter Ruhebedingungen durchgeführt (Ruhe-EKG). Weitere Aufschlüsse kann dann bei Bedarf ein Belastungs-EKG (Ergometrie; Messung der Herzaktivität unter Belastungsbedingung) geben. Es gibt bestimmte Herzrhythmusstörungen, welche nur unter Belastung auftreten oder sich sogar verschlechtern. Ebenso kann ein EKG über 24 Stunden, ein sogenanntes Langzeit-EKG helfen Unregelmäßigkeiten des Herzrhythmus aufzudecken, die nur sporadisch auftreten. Eine letzte Möglichkeit ist ein Eventrecorder (tragbares kleines EKG-Gerät) den Patienten mitzugeben und sie zu bitten, das EKG anzuschalten, wenn Symptome auftreten. Herzrhythmusstörungen, die nur selten auftretende, können eventuell so aufgezeichnet werden.

Sollten diese Untersuchungen nicht ausreichen, um die Diagnose einer Herzrhythmusstörung zu stellen, können weitere Tests zum Beispiel Herzstrommessungen mit einem Herzkatheter oder Untersuchungen unter Verabreichung bestimmter Medikamente notwendig sein.

Therapie einer Herzrhythmusstörung:
Eine Therapie von Herzrhythmusstörung richtet sich nach der Art und deren Ausmaß. Behandlungsbedürftig sind nicht alle Herzrhythmusstörungen.
Wenn äußere Umstände für eine Herzrhythmusstörung verantwortlich sind, sollten diese natürlich zuerst beseitigt werden. In erster Linie ist die Behandlung von Krankheiten, welche die Entstehung von Herzrhythmusstörungen beeinflussen, z. B. Bluthochdruck, einer koronaren Herzkrankheit oder von Schilddrüsenfunktionsstörungen wichtig.
Welcher der vielen Behandlungsansätze bei einer Behandlung von Herzrhythmusstörungen der richtige ist, hängt ganz wesentlich von der Art der Rhythmusstörung, aber auch von den möglichen Folgen ab.

Medikamente gegen Herzrhythmusstörungen bezeichnet man als Antiarrhythmika (Rhythmusmittel). Zu der klassischen Therapie zählen z.B. sogenannte Natrium-Kanal-Blocker, Beta-Rezeptoren-Blocker, Kalium-Kanal-Blocker und Kalzium-Antagonisten.
Diese beeiflussen den Herzrhythmus indem sie auf das Erregungsleitungssystem des Herzens einwirken. Medikamente gegen Herzrhythmusstörungen im weitesten Sinne sind auch Herzglykoside (zum Beispiel Digoxin und Digitoxin), welche vor allem bei Vorhofflimmern und Vorhofflattern mit schneller Überleitung auf die Herzkammern eingesetzt werden. Parasympatholytika oder Sympathomimetika werden z. B. bei langsamen Arrhythmien (Bradykardien) eingesetzt

Die Wiederherstellung des normalen Sinusrhythmus bezeichnet man als Kardioversion. Diese erfolgt mit Medikamenten oder mit Hilfe eines Defibrillators. Diese Notfallbehandlung wird bei Kammerflattern, Kammerflimmern und (supra-)ventrikulären Tachykardien eingesetzt. Die elektrischen Aktivitäten im Herzen wird zunächst mit einem starken Stromstoß unterbrochen und ermöglicht so einen vom Sinusknoten ausgehenden rhythmischen Neubeginn. Wenn Medikamente die Herzaktivität nicht normalisieren kommt eine Kardioversion ebenfalls bei Vorhofflattern und Vorhofflimmern in Frage.

Die sogenannte Hochfrequenzstromablation ist eine weitere Option, die dann sinnvoll ist, wenn zum Beispiel eine Stelle im Vorhof bekannt ist, von der die Veränderungen des Herzrhythmus regelmäßig ausgehen. Beim WPW-Syndrom, wo zusätzliche Leitungsbahnen zwischen den Vorhöfen und der Kammer vorhanden sind, kann eine Ablation sinnvoll sein. Durch Strom wird das Gewebe, das als Ausgangspunkt der Herzrhythmusstörung ermittelt wurde oder die zusätzliche Leitungsbahn bildet, verödet. Die Therapie kommt bei verschiedenen Formen von Arrhythmien in Betracht und erfolgt über einen Herzkatheter,unter anderem bei so genannten AV-Knoten-Reentry-Tachykardien, aber auch bei bestimmten Kammertachykardien.

Die Einpflanzung eines Herzschrittmachers oder eines Defibrillators (Elektroschockgerät) ist eventuell die letzte Möglichkeit einen drohenden Herzstillstand zu verhindern. Herzschrittmacher sind kleine, batteriebetriebene Geräte, die elektrische Impulse an das Herz senden und so den Herzrhythmus normalisieren. Sie werden in die Nähe des Herzens, unter das Schlüsselbein eingesetzt. Dies erfolgt in einer Operation.
Schrittmacher-Kontrollen beim Arzt sind in regelmäßigen Abständen notwendig.
In Frage kommen Herzschrittmacher insbesondere bei Bradykardien, wie zum Beispiel im Rahmen eines AV-Blocks.
Für Personen mit einem hohen Risiko für Kammerflimmern ist die Implantation von Defibrillatoren (ICD) geeignet. Im Notfall erzeugen sie einen Stromstoß, der wieder eine regelmäßige Herzaktion in Gang bringt.

Wissenswertes über Herzrhythmusstörungen (Arrhythmien)
Man kann selbst Einiges für sich und sein Herz tun, falls unregelmäßige Herztaktionen durch die Lebensumstände und Lebensweise ausgelöst oder verstärkt werden.

Das können Sie gegen Herzrhythmusstörungen tun:

– Vermeidung von Stress und Aufregung, legen Sie ausreichen Ruhepausen ein und versuchen Sie sich öfters zu
entspannen.
– Auf übermäßigen Genuss von Koffein und Alkohol sollten Sie verzichten, wenn Sie unter Herzrhythmusstörungen
leiden (Alkohol begünstigt besonders Vorhofflimmern!).
– Werden Sie Nichtraucher – erkundigen Sie sich gegebenenfalls nach geeigneten Rauchentwöhnungsprogrammen und/oder
fragen Sie hierzu auch Ihren Arzt.
– Falls Sie Medikamente einnehmen, sprechen Sie Ihren Arzt darauf an, ob diese Herzstolpern oder Herzrasen hervor
rufen können. Möglich ist dann, dass ein Medikamentenwechsel oder eine Dosisänderung nötig ist.
– Regelmäßig Vorsorge beim Arzt sind wichtig. Es können auch andere organische Erkrankungen hinter
Herzrhythmusstörungen stecken, eine Schilddrüsenüberfunktion zum Beispiel.
– Bei Herzschrittmachern müssen die betroffenen Patienten Ihre Termine zur Schrittmacher-Kontrolle unbedingt
einhalten! Gehen Sie sofort zum Arzt, wenn Probleme auftreten!

Kommentar hinzfugen